Was hat sich seit Beginn der Pandemie an den Formen unseres Zusammenkommens geändert? Begegnen wir uns nun anders und was daran könnte produktiv sein? Die Philosoph*in Jule Govrin trifft auf die Politolog*in, Psycholog*in und Pädagog*in María do Mar Castro Varela und den Medienwissenschaftler Yener Bayramoğlu. María do Mar Castro Verla und Yener Bayramoğlu sind die Autor*innen des Buches „Post/Pandemisches Leben“, in dem sie eine neue „Theorie der Fragilität“ aufstellen und damit die Pandemie und deren Auswirkungen betrachten. Ihr Ansatz führt Perspektiven aus Ethik, Politik und Kunst zusammen. Jule Govrin forscht und schreibt zu Begehren und Ökonomie, zu Emanzipation durch neue Beziehungsweisen, zur politischen Dimension unserer Körper und Gefühle und zuletzt auch zu Verwundbarkeit und Verletzlichkeit. Sie fragt, ob unsere Vulnerabilität ein Schlüssel zu neuen Formen der Solidarität sein könnte.
Yener Bayramoğlu ist Medien- und Kommunikationswissenschaftler. Nach seinem Studium in Istanbul promovierte Bayramoğlu an der Freien Universität Berlin zur Geschichte der queeren (Un-)Sichtbarkeiten in der deutschen und türkischen Medien. Er hat in zahlreichen Zeitschriften sowie Sammelbänden zur Pandemien, Grenzpolitik, Queer Theory und Digitale Medien veröffentlicht. Zurzeit forscht er an der Alice Salomon Hochschule Berlin zur digitalen Verbreitung von Hassreden und Verschwörungstheorien. Bayramoğlu erhielt 2022 das renommierte Marie Sklodowska Curie Stipendium und wird seine Forschung ab Herbst 2022 an der Manchester Metropolitan University fortführen.
María do Mar Castro Varela bewegt sich als Politolog*in, Psycholog*in und Pädagog*in zwischen den Disziplinen und versteht ihre Arbeit als antidisziplinär. Sie lehrt und forscht an der Alice Salomon Hochschule Berlin und veröffentlicht zu Fragen des Postkolonialismus, der Kritischen Bildung und Migration. Zurzeit beschäftigen sie insbesondere das Konzept der Fragilität, die Realität von Trauma, die Verbreitung von Verschwörungstheorien und alternative Wissensproduktionen. Sie ist u.a. Gründerin und Mitglied des bildungsLab*.
Jule Govrin ist Philosoph*in und forscht an der Schnittstelle von Politischer Theorie, Sozialphilosophie, Feministischer Philosophie und Ästhetik. Forschungsthemen sind feministische Ökonomiekritik, Theorien von Körpern und Verkörperung, Affekttheorien, Queer Theory und dekolonialer Feminismus. Nach der Dissertation zum Verhältnis von Begehren und Ökonomien, Studien zu Authentizitätsinszenierungen und antifeministischen, autoritativen Politiken widmet sich die aktuelle Forschung dem Entwurf eines Universalismus von unten und somit politischen Körpern, solidarischer Sorge, verkörperter Verwundbarkeit und radikal-relationaler Gleichheit. Dazu erschien im Mai 2022 bei Matthes & Seitz „Politische Körper. Von Sorge und Solidarität“. Neben ihrer Forschung ist sie als Redakteur*in bei „Geschichte der Gegenwart“ tätig und schreibt regelmäßig als Gastautor*in bei „ZEIT Online“.